The Slot
Südkalifornien
Spotlight: Anza-Borrego Desert State Park

Der Name dieses Staatsparks setzt sich zusammen aus dem des berühmten spanischen Entdeckers Juan Bautista de Anza, der diese Wüste 1774 durchquerte, und dem spanischen Wort für „Schafbock“ (borrego), ein Hinweis auf die hier heimischen Dickhornschafe. Dieses Wüstenschutzgebiet – der größte Staatspark Kaliforniens – stellt knapp 250.000 Hektar Ödland, Palmenoasen, Klammen und kakteengespickte Berge unter Naturschutz. An diesem wilden und entlegenen Ort werden Besucher Zeuge der geologischen Entwicklung, denn noch immer verändern Erosion und Sturzfluten permanent die Landschaft. Ein Großteil davon ist nur durch einfache Straßen erschlossen oder kann zu Fuß erkundet werden. (Den besten Zugang finden Sie, wenn Sie sich ein Allradfahrzeug mit hoher Bodenfreiheit mieten.) Im Gegenzug erleben Sie hier erstaunliche Stille und unvergessliche Naturschönheit.
Beginnen Sie Ihren Besuch nordwestlich von Borrego Springs im Besucherzentrum des Parks, das zum Zweck einer wirtschaftlicheren Kühlung in die Erde hinein gebaut wurde. Hier erfahren Sie mehr über diesen faszinierenden Park und wie Sie ihn am besten erkunden. Dickhornschafe sieht man oft schon auf den nahegelegenen Wegen zum Palm Canyon.
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Die Borrego Badlands und Font’s Point
Bei Sonnenauf‑ und ‑untergang werfen die zerklüfteten und faltigen Bergkämme der Borrego Badlands ausgeprägte Schatten auf das Labyrinth goldener Hügel und sandfarbener arroyos. Wenn Sie diese ausgedörrte Landschaft betrachten, sollten Sie sich einmal vor Augen führen, dass alles, was Sie hier sehen, durch Wasser geformt wurde. Fossile Muscheln, die man in dieser Region fand, beweisen, dass sie einst unter einer Mischung aus dem tropischem Salzwasser des Golfs von Kalifornien und dem Süßwasser des Colorado lag. Wissenschaftler nehmen an, dass dieses Brackwasser reich an Lebensformen war: Meeresschildkröten und Fische etwa, darunter sogar Haie.
Einer der besten Aussichtspunkte auf die surreale Szenerie der Badlands ist Font’s Point, der auch den Spitznamen „kalifornischer Grand Canyon“ trägt. Dieser Punkt ist – besonders bei Sonnenuntergang oder in Vollmondnächten – bei Fotografen äußerst begehrt. Wenn Sie dieses magische Licht erwischen wollen, dann nehmen Sie sich die Zeit, einen guten Platz zu finden, und bedenken Sie, dass man bei der Fahrt zu dieser Stelle über die sandige und zerfurchte 6½ km lange Piste – die ausschließlich im Allradfahrzeug möglich ist – nur sehr langsam vorankommt. Sie können das Fahren aber auch gleich anderen überlassen und sich einer Halbtags- oder Ganztages-Jeep-Tour mit Führung anschließen, wie sie von California Overland Desert Excursions oder Borrego Jeep Photo Adventures angeboten werden.
Um eine andere Perspektive von einem befestigten Aussichtspunkt zu gewinnen, fahren Sie in das südlichste Ödland des Parks zum Carrizo Badlands Overlook (an der Ostseite der Kreisstraße S‑2). Fahren Sie von der Straße ab, holen Sie das Fernglas hervor, und lassen Sie Ihre Blicke über die von tektonischen Kräften angehobene und von Wind und Wasser erodierte Landschaft schweifen.
Borrego Palm Canyon
Die berühmteste Wanderung im Anza-Borrego führt zum Borrego Palm Canyon, einer wasserreichen Oase, die durch unterirdische Quellen gespeist wird und im Schatten Fädiger Washingtonien, der einzigen in Kalifornien heimischen Palmenart, liegt. Der Rundweg ist keine große Wanderung (insgesamt nur 5 km), doch man hat das Gefühl, von der Wüste in die Tropen zu wandern. Machen Sie sich auf in eine sandige Rinne, die sich durch eine mit strauchartigen Weinkakteen und zylindrischen „Fasskakteen“ gespickte Felsenschlucht schlängelt – und halten Sie die Augen offen nach Kolibris in den purpurnen Blüten der Weinkakteen.
Ein Stückchen weiter treffen Sie auf saftige Weidenbäume und hören kleine Wasserfälle plätschern
Ein Stückchen weiter treffen Sie auf saftige Weidenbäume und hören schon kleine Wasserfälle plätschern, bis die Felsen schließlich den tiefen Schatten der hohen, zotteligen Palmen weichen, die mit ihren zerzausten Blättern ein wenig an Wookiees aus Star Wars (Krieg der Sterne) erinnern. Eine Reihe schwerer Gewitter und Sturzfluten im vergangenen Jahrzehnt hat viele der ältesten Palmen in diesem Wäldchen zerstört, doch der Palm Canyon ist noch immer der größte Palmenhain in Anza-Borrego. Über 80 Zugvogelarten nutzen ihn als Wasserstelle auf ihrem Weg über die Wüste. Auch die Dickhornschafe mögen diese Stelle: Schauen Sie, ob Sie welche auf den Bergkämmen entdecken. Wenn Sie Glück haben und sich sehr still verhalten, kommen vielleicht ein paar zur Tränke herunter.
Borrego Springs
Mittendrin im Anza-Borrego Desert State Park liegt das bescheidene Städtchen Borrego Springs mit nur 3.429 Einwohnern. Es ist die einzige Gemeinde in Kalifornien, die vollständig von einem Staatspark umgeben ist, aber das ist nur einer der vielen Punkte, auf die man hier mit Recht stolz sein kann. Es ist nämlich auch eine offizielle “International Dark Sky Community” – die erste in Kalifornien –, die sich dafür einsetzt, den Nachthimmel vor Lichtverschmutzung zu schützen. Amateurastronomen treffen sich fast jede Nacht zu Sternguckpartys in privaten Gärten. Dann gibt es noch die Saison der “Ruby Red”-Grapefruit, die Ende Dezember beginnt und endet, wenn alle Grapefruits gegessen sind. Einige Obststände hier laufen auf Vertrauensbasis: Sie nehmen einfach eine Tüte mit und legen das Geld dafür in die dafür vorgesehene Kasse. In der Innenstadt finden Sie eine ganze Reihe Eissalons, Restaurants und Unterkünfte. Am stolzesten aber ist man auf die einheimische Kunstszene. Zunächst einmal gibt es urzeitliche Tiere und Fabelwesen aus Metall entlang der Straßen, die der Bildhauer Ricardo Breceda erschaffen hat. Und dann gibt es Galerien mit weiteren Werken einheimischer Künstler und im Frühjahr eine Veranstaltung mit Plein-Air-Malerei sowie die Circle of Art Show. Werden Sie selbst kreativ, indem Sie einen Kurs in Aquarellmalerei oder Töpferei besuchen, der vom gemeinnützigen Borrego Art Institute angeboten wird.
Sterngucken im Anza-Borrego Desert State Park
Für Sterngucker ist Lichtverschmutzung genauso schlimm wie Abfall, der in die Landschaft geworfen wird. Deshalb ist die Straßenbeleuchtung in Borrego Springs gedämpft und nicht grell, und der kleine Flugplatz am Ort hat sein Leuchtfeuer so ausgerichtet, dass es nach unten weist. Die Bewohner des Städtchens sehen es gerne, wenn ihr Himmel statt dessen von Millionen heller Sterne erleuchtet wird, und so soll es auch bleiben. Borrego Springs ist die erste “International Dark Sky Community” in Kalifornien, eine Auszeichnung, die sich die Gemeinde dadurch verdient hat, dass die Beleuchtung auf öffentlichen Straßen, vor Geschäften und sogar an privaten Wohnhäusern begrenzt und modifiziert wurde. Es hilft natürlich auch, dass zwischen diesem Ort und den strahlend hellen Städten Südkaliforniens ein hohes Gebirge liegt und das Städtchen von den knapp 250.000 Hektar unbebauter Fläche umgeben ist, die den Anza-Borrego Desert State Park bilden.
Wenn Sie gerne genauer erfahren möchte, was Sie am Himmel sehen, sollten Sie einen Abend unter den Sternen mit dem Astronomen Dennis Mammana von den Borrego Night Sky Tours buchen. The Springs at Borrego, ein Wohnmobilpark mit einer kleinen Sternwarte, in der ein 28‑cm-Teleskop steht, veranstaltet mehrmals im Jahr öffentliche Vorführungen und Vorträge. Im April könne Sie während der Dark Sky Week noch an weiteren Veranstaltungen teilnehmen.
Felszeichnungen der amerikanischen Ureinwohner
Die Indianerstämme, die einst in der Anza-Borrego-Wüste lebten, hinterließen auf Felsblöcken und an Felswänden im gesamten Park Petroglyphen (Felszeichnungen) und Piktogramme (Bildzeichen). Diese frühen Künstler malten Mensch- und Tierfiguren, Sonnenkreise, Sterne und andere, abstraktere Zeichen. Viele dieser Zeichnungen markieren geweihte Orte, an denen die Indianer Initiationsriten praktizierten und Zeremonien abhielten.
Über fünfzig Stellen mit Felsbildkunst wurden in Anza-Borrego bisher entdeckt, doch um diese antiken Stätten zu schützen, gibt die Parkverwaltung nicht alle Fundstellen bekannt. Am einfachsten sieht man einige Felsenmalereien am Pictograph Trail im Little Blair Valley. Über die unbefestigte Straße zum Ausgangspunkt des Wanderweges kann man mit dem Pkw fahren, und auf der leichten Wanderung gelangt man zu Aussichtspunkten, von denen man Felsen sieht, die von den nomadischen Kumeyaay-Indianern möglicherweise schon vor 2.000 Jahren mit roten und gelben Zickzacklinien und Rautenformen verschönert wurden.
Ricardo-Breceda-Skulpturen
Die wundersamen Wesen tauchen an der Borrego Springs Road auf: prähistorische Elefanten, eine Säbelzahnkatze, ein urzeitliches Kamel, ein Tyrannosaurus rex und ein riesiger Raubvogel. Sie sind aber nicht aus Fleisch und Blut, sondern erstaunliche Kunstwerke – manchmal etwas skurril, bisweilen richtig gruselig. Geschaffen hat sie der Bildhauer Ricardo Breceda, der damit die Autofahrer in der Nähe des Städtchens Borrego Springs überrascht und erfreut.
Während einige der Wesen einer blühenden Phantasie entspringen – wie eine über hundert Meter lange Schlange, die einen Bogen über die Salztonebene spannt –, stellen viele der Skulpturen Kreaturen dar, die tatsächlich einmal dieses Land durchstreiften. Im Jahr 2008 wurde Breceda ursprünglich von dem einheimischen Philanthropen Dennis Avery beauftragt, Skulpturen für dessen ausgedehntes Wüstengrundstück Galleta Meadows zu schaffen, doch die Figuren scheinen sich vermehrt und über die gesamte Stadt ausgebreitet zu haben. Um Brecedas rund 130 rostrote Skulpturen aus Metallschrott alle zu finden, können Sie sich in der Buchhandlung der Anza-Borrego Desert Natural History Association in Borrego Springs eine detaillierte Karte besorgen (und hier finden Sie nebenbei auch schöne Mitbringsel rund um das Thema Natur).
La Casa del Zorro
Sie suchen eine Freizeitbeschäftigung? Bei sechs Tennisplätzen und fünf Swimming-Pools (plus 19 weiteren privaten Pools) fällt die Entscheidung in dieser überraschend schicken Nobelherberge in der Wüste schwer.
"Kehren Sie auf ein paar Cocktails in der Fox Den Bar ein oder schauen Sie beim Abendessen auf der Terrasse des Butterfield Dining Room zu, wie die Abendsonne über der Wüste versinkt."
La Casa del Zorro, das ursprünglich 1937 eröffnet wurde, war etwas in die Jahre gekommen, doch eine Generalüberholung der Gästezimmer am Pool und zum Garten hin sowie der luxuriösen casitas mit jeweils ein bis vier Schlafzimmern und privaten Pools oder “Spas” brachte die Anlage wieder in Schuss. Achten Sie auf das Mobiliar im Stil der Wüstenlandschaften des Südwestens, die marmornen Bäder, die hölzernen Läden und die offenen Kamine für kühle Wüstennächte.
Glücklicherweise müssen Sie nicht unbedingt Gast des Hotels sein, um sich an diesem Wüstenjuwel zu ergötzen. Nach einer Wanderung in Anza-Borrego können Sie auf ein paar Cocktails in der Fox Den Bar einkehren oder beim Abendessen auf der Terrasse des Butterfield Dining Room zuschauen, wie die Abendsonne über der Wüste versinkt. Falls Sie hier auch übernachten möchten, dann stehen Sie wenigstens an einem Morgen früh auf, um über das 17 Hektar große Hotelgelände zu spazieren. Dabei begegnen Ihnen mit Sicherheit auch andere Frühaufsteher wie ein Kojote, ein Rennkuckuck oder vielleicht gar der Namensgeber des Hotels, der großohrige Wüstenkitfuchs (zorro ist das spanische Wort für „Fuchs“).
Ghost Mountain
Wenn sich die meisten Menschen vorstellen, vom eigenen Land zu leben, dann denken sie zunächst an eine gesicherte Wasserversorgung. Das war aber nicht der Gedanke des Künstlers und Schriftstellers Marshal South, der in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts beschloss, auf den Ghost Mountain von Anza-Borrego zu ziehen. Mit seiner Frau zusammen baute er ein Haus aus Lehmsteinziegeln am Gipfel des ausgedörrten „Geisterberges“, und dort wohnte die Familie mit ihren drei Kindern ganze 17 Jahre lang. Sie versuchten, einfach zu leben, indem sie die spartanische Lebensweise der frühen indianischen Siedler nachahmten, und erfanden Systeme, um das kostbaren Regenwasser zu speichern, einen kleinen Gemüsegarten zu bewirtschaften und die Früchte und Samen von Wüstenpflanzen zu ernten. Um Geld zu verdienen, schrieb South für die Zeitschriften Desert Magazine und Arizona Highways Artikel über das Leben seiner Familie in der Rückkehr zur Natur. South, gebürtiger Australier und renommierter Dichter, inspirierte damit eine große Leserschar, die gespannt auf jede Fortsetzung wartete.
Souths Ehefrau wurde aber allmählich des rauhen Lebens in der Wüste und des eigentümlichen Idealismus ihres Mannes überdrüssig, die Familie zerfiel und verließ 1947 den Berg. Auf dem kurzen Ghost Mountain Trail gelangt man in Serpentinen zu dem alten kleinen Gehöft an der Bergspitze. Im Frühjahr sorgen Weinkakteen und Palmlilien für eine bunte Kulisse beim Aufstieg. Am Gipfel finden Sie ein paar zerfallene Mauern, einen alten Matratzenrahmen und ein paar Zisternen und Fässer – alles, was von Souths utopischem Traum übriggeblieben ist.
Wildblumen im Frühjahr
Auf den ersten Blick mag die Wüste wie ein unwirtlicher Ort erscheinen, und daher wirkt die Wildblumenblüte von Anza-Borrego noch verwunderlicher. In jedem Frühjahr liefern die über 200 blühenden Pflanzenarten ein buntes Schauspiel, nachdem der winterliche Regen sie ausreichend getränkt hat. Normalerweise liegt die Blütezeit zwischen Ende Februar und April – am sichersten ist die erste Märzhälfte. Wenn die Blüte erst einmal begonnen hat, hält sie nur wenige Wochen an. Sie können die Wildblumen-Hotline des Parks (+1 760 767‑4684) anrufen, um aktuelle Informationen zu erhalten.
Am Borrego Palm Canyon Trail finden Sie meist schöne Exemplare des stachligen Weinkaktus, der safrangelben Encelia farinosa und des Wüstenlavendels. Falls Sie Lust auf einen etwas längeren Fußmarsch haben, wandern Sie rund fünf Kilometer in den Hellhole Canyon hinein und lassen Sie sich von blühenden zylinderförmigen „Fasskakteen“ und süßlich duftenden Lupinen sowie den Kaskaden der Maidenhair Falls für Ihre Anstrengungen belohnen. Wenn Ihnen ein Allradfahrzeug zur Verfügung steht, können Sie sich auch am Nordende der DiGiorgio Road entlang einer unbefestigten Straße, die man hier allgemein als Coyote Canyon Jeep Trail kennt, auf die Suche nach Sandverbenen und Dünennachtkerzen machen.